Niemand von uns hat Sex wirklich offiziell gelernt. Wir hatten keine formelle Ausbildung, kein Handbuch und keinen Lehrer, der uns beibrachte, wie es richtig geht. Es gab keinen Lehrplan, der uns erklärte, wie man ein guter Liebhaber oder eine gute Liebhaberin wird. Stattdessen haben wir es auf eigene Faust gelernt, durch Versuch und Irrtum, durch unsere eigenen Erfahrungen und durch die Geschichten und Ratschläge, die wir von anderen gehört haben.
Das bringt mich zu der Frage: Wie können wir überhaupt davon ausgehen, dass jemand "gut" im Sex ist oder nicht? Woher weiß ich, ob ich gut darin bin? Und was bedeutet es eigentlich, besser im Sex zu sein? Diese Fragen sind komplex und persönlich. Fakt ist, dass die meisten von uns Sex zufällig, überraschend und oft anders als erwartet gelernt haben. Unsere ersten sexuellen Erlebnisse haben wahrscheinlich unsere Einstellung gegenüber Sex stark geprägt.
Wenn du deine ersten sexuellen Erfahrungen positiv erlebt hast, hast du vielleicht nicht viel darüber nachgedacht und es einfach genossen. Aber was ist, wenn deine ersten Erfahrungen schambehaftet, ängstlich oder unangenehm waren? Solche negativen Erlebnisse hinterlassen tiefe Spuren in unserem Nervensystem. Jahre später können diese Erfahrungen immer noch unsere Wahrnehmung und unser Verhalten beeinflussen. Ob und wie unser Sexualleben sich im Laufe der Zeit entwickelt, sollte jedoch nicht nur von diesen frühen Erlebnissen bestimmt sein.
Vielleicht hattest du das Glück, immer bessere Erfahrungen zu sammeln, oder du hast einfach weitergemacht, wie du es gelernt hast. Vieles hängt auch von den Menschen ab, denen du im Laufe deines Lebens begegnest. Manche Partnerschaften können uns neue, positive Erfahrungen bescheren, während andere uns in alten Mustern festhalten lassen.
Für mich persönlich war der Weg zur sexuellen Selbstfindung ein langer und oft verwirrender Prozess. Meine ersten Erfahrungen waren nicht immer positiv, und es hat mich viel Zeit und Arbeit gekostet, diese negativen Prägungen zu überwinden. Mein erstes Mal in den Sommerferien mit knapp 16 Jahren war sehr herausfordernd – das Verhütungsmittel hat versagt, und es kam zu einer ungeplanten Schwangerschaft und einer darauffolgenden Abtreibung. Ich musste mit meinen Eltern darüber reden, und auch diese haben nicht positiv und wohlwollend reagiert. Die ganze Schule wusste davon, und selbst Jahre später hatte ich das Gefühl, von diesem Ereignis definiert zu werden. Diese Erfahrung hat lange Zeit mein Selbstbild und mein Verhältnis zur Sexualität negativ beeinflusst.
Nachdem ich Antje kennengelernt habe, wurde mir klar, dass wir etwas ändern müssen. Durch gemeinsame Gespräche, Weiterbildungen, das Hören von Podcasts und das Lesen von Büchern konnte ich mein Verständnis vertiefen und lernen, was für mich und meine Partner wirklich wichtig ist. Diese Schritte halfen mir, meine negativen Prägungen zu überwinden und eine gesündere Einstellung zur Sexualität zu entwickeln.
Letztendlich geht es darum, sich selbst zu kennen und zu akzeptieren, was man mag und was nicht. Es geht darum, offen und ehrlich mit sich selbst und seinen Partnern zu sein. Und es geht darum, den Mut zu haben, neue Dinge auszuprobieren und alte Muster zu durchbrechen.
Wie sieht es bei dir aus? Wie hast du Sex gelernt und welche Erfahrungen haben dich geprägt?
Teile deine Gedanken und lass uns gemeinsam darüber sprechen, wie wir unsere sexuellen Erfahrungen verbessern und bereichern können.
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